
Am ersten Teil der
Vampire Saga hatte ich viel Spaß, also habe ich mir auch den zweiten Teil gekauft. Aber das, was ich im ersten Spiel mochte - die komplexe Handlung, erzählt auf zwei Zeitebenen und mit wechselnden Protagonisten - habe ich hier vermissen müssen. Es war dann doch nur das endloserste Spiel, bei dem man sich durch eine verlassene Stadt wühlen muss, selbst Vampire sucht man hier weitgehend vergebens. Und am Ende muss ich etwas sagen, das ich noch nie zuvor über ein Casual Game gesagt habe: Es ist zu lang.
Nichts gegen Geisterstädte. Ich finde sie faszinierend, im wahren Leben allerdings mehr als im Computerspiel. Wenn mir Spiele das Gefühl vermitteln, es gäbe mehr verlassene Städte als bewohnte, ist irgendwas aus dem Gleichgewicht, und die Faszination der Hidden-Object-Game-Macher für Siedlungen, die aussehen, als wären alle Bewohner von dannen gestürmt, ohne auch nur ihr Butterbrot zu Ende zu essen, erkläre ich mir vor allem damit, dass es aufwendig und teuer ist, Figuren zu animieren und gar mit Sprachausgabe zu versehen. Und weil leerstehende Ruinen nur wenig Raum für Wimmelbildszenen bieten, haben wir es durch die Bank mit spontan angeordneten, teils katastrophenbedingten Räumungsanordnungen zu tun.
In
Welcome to Hell Lock gibt es für die Geisterstadt immerhin ein reales Vorbild: Centralia, Pennsylvania, das verlassen werden musste, nachdem im Jahr 1962 ein Flöz des örtlichen Bergwerks Feuer gefangen hat. Noch heute schwelt die Kohle, die Straßen reißen auf und qualmen, alles sehr eindrucksvoll - und so finden sich diese Bilder auch Hill Lock alias Hell Lock wieder. Nur mit einem Unterschied: Hier reicht ein einfacher Löschversuch, ich glaube mit einem Eimer Wasser, um das unterirdische Feuer zu löschen. Und auch wenn ich noch nie in Centralia war, glaube ich, dass dort die Straßen nicht wirklich so aussehen, als wäre direkt unter der Oberfläche ein Vulkan ausgebrochen. Und dass die brennende Mine dann so einfach zu besichtigen ist, kann ich mir auch nicht wirklich vorstellen.
Man stapft also durch die verschiedenen Gebäude der Geisterstadt, sammelt Gegenstände ein und wühlt sich durch Wimmelbilder, getrieben vom wohl abgedroschensten Spielmotiv aller Zeiten: Gedächtnisverlust. Wer bin ich, was tue ich hier… Alles schon mal dagewesen, und wenn das Spiel
Vampire Saga heißt und außer dem Helden nur eine einzige andere Person vorkommt, die mysteriöse Fremde, kann man zwei und zwei zusammenzählen und warten, dass sie einem ihre Zähne in den Hals schlägt. Irgendwie gibt es nicht nur zu viele Vampirbücher auf dem Markt, sondern auch Spiele. Ich persönlich bevorzuge ja Geister und Feen. Über zu wenige Geister in Hidden-Object-Games muss ich mich nicht beschweren, nur der Feenanteil könnte sicherlich höher sein. Aber ich bin selbst Schuld, ich habe mir dieses Spiel selbst angeschafft, obwohl ich wusste, was das Thema sein würde. Dass ich von dem Spiel enttäuscht bin, hat andere Gründe.
Die Grafik ist gut, daran gibt es nichts auszusetzen. Es gibt sicherlich schönere Spiele, aber hier sehen die Bilder zwar computergeneriert aus, aber nicht wie schnell im Poserbaukasten zusammengesetzt, es ist ein hübscher Realismus. Auch die Wimmelbilder sind grundsätzlich gut, die Gegenstände klar, aber nicht zu einfach positioniert, und man muss sich nicht dauernd ärgern, dass Objekte unauffindbar sind. Die Navigation wird erleichtert, weil von jedem neuen Ort ein Foto aufgenommen wird - teilweise muss man das sogar selbst tun - über das der Ort später leicht annavigiert werden kann. Diese Fotos zeigen sogar an, wo es etwas zu tun gibt: Der Frustfaktor, Bild für Bild mit der Maus abzuwedeln, weil man etwas übersehen hat, fällt hier erfreulich weg. Das Problem ist ein anderes: Die Wimmelbildszenen werden zu oft recycelt. Bis endlich der vorhersehbare Showdown kommt und das Spiel ein Ende hat, muss man sich unzählige Male über die gleichen Szenerien hermachen.
Es ist ja okay, ein Wimmelbild zweimal zu machen. Bei manchen Spielen sind dann die Gegenstände aus dem ersten Durchgang verschwunden, und man kann sicher sein, etwas Neues finden zu müssen. Aber in
Welcome to Hell Lock muss man manche Bilder fünf, sechsmal machen, und jedesmal sind die gleichen Sachen zu finden. Das Suchen weicht dann der Memoryfunktion: Vorschlaghammer, Seestern, Axt - man weiß, wo die Dinge liegen. Aber auch, wenn man sich dann nicht mehr so lange mit den einzelnen Wimmelbildern aufhalten muss wie wenn man neue Sachen suchen muss, Spaß macht es keinen mehr. Die Spiele, bei denen man keine Handlung hatte und nur zwanzig verschiedene Wimmelbilder levelweise absuchen musste, gehören eigentlich der Vergangenheit an, außer bei Spintop-Games, die wacker immer neue Teile ihrer
Escape XY-Reihe auf den Markt werfen - um die mache ich inzwischen einen Bogen. Nach diesem enttäuschenden Erlebnis werde ich das auch mit weiteren
Vampire Saga-Teilen tun.
Dieses Spiel probespielen oder kaufen bei Bigfish:
Englische Fassung:
Vampire Saga - Welcome To Hell Lock
Deutsche Fassung:
Vampirsaga: Willkommen in Hell Lock
